veröffentlicht in Ausbildung, News, Wissenswertes am 30.08.2024

Im Jahr 2023 gab es in Deutschland so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie nie zuvor. Laut aktuellen Berichten konnten insgesamt 35 Prozent aller Ausbildungsplätze nicht besetzt werden – eine alarmierende Zahl, die mehr als ein Drittel der angebotenen Ausbildungsplätze ausmacht. Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Was sind die Ursachen für diesen Lehrlingsmangel, welche Branchen sind betroffen und wie kann dem entgegengewirkt werden?

Ursachen des Lehrlingsmangels

  1. Mangel an geeigneten Bewerbungen: Fast 50 Prozent der unbesetzten Ausbildungsplätze bleiben aufgrund mangelnder Bewerbungen unbesetzt. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Arbeitgeber und den Qualifikationen der Bewerber hin.

  2. Unattraktive Arbeitsbedingungen: Viele Ausbildungsberufe leiden unter einem schlechten Image, was potenzielle Bewerber abschreckt. Besonders in Branchen wie dem Baugewerbe und den personenbezogenen Dienstleistungen, wie dem Friseurhandwerk, sind die Rekrutierungsprobleme besonders ausgeprägt.

  3. Demografischer Wandel: Die zurückgehende Zahl an Schulabgängern aufgrund des demografischen Wandels führt zu einem geringeren Angebot an potenziellen Auszubildenden. Laut dem Wirtschaftsdienst wird die Anzahl der erwerbsfähigen Personen in den kommenden Jahren weiter abnehmen.

  4. Regionale Unterschiede: Die Nichtbesetzungsquote ist in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland, was auf regionale Unterschiede in der Attraktivität von Ausbildungsplätzen hinweist.

Auswirkungen des Lehrlingsmangels

Der anhaltende Lehrlingsmangel hat weitreichende Folgen für die deutsche Wirtschaft:

  • Fachkräftemangel: Der Mangel an ausgebildeten Fachkräften wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, was die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährdet. IAB-Direktor Bernd Fitzenberger betont, dass die Entwicklung von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt übergegangen ist, was die Situation weiter verschärft.

  • Wirtschaftliche Einbußen: Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, riskieren Produktionsausfälle und einen Rückgang der Innovationskraft. Dies könnte langfristig zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führen.

Lösungsansätze zur Bekämpfung des Lehrlingsmangels

Um dem Lehrlingsmangel entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:

  1. Attraktivität der Ausbildungsberufe erhöhen: Unternehmen sollten ihre Arbeitsbedingungen verbessern und Anreize schaffen, wie z.B. Prämien und Sonderzahlungen für bestandene Prüfungen oder zusätzliche Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

  2. Berufsorientierung und Aufklärung: Schulen und Unternehmen sollten gemeinsam an Programmen arbeiten, um Schüler:innen frühzeitig über die verschiedenen Ausbildungsberufe und deren Perspektiven zu informieren. Dies könnte durch Praktika und Informationsveranstaltungen geschehen.

  3. Zielgerichtete Rekrutierung: Unternehmen sollten ihre Rekrutierungsstrategien überdenken und gezielt auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingehen. Dies könnte durch die Nutzung von sozialen Medien und modernen Kommunikationskanälen geschehen.

  4. Förderung von Zuwanderung: Eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland könnte helfen, den Fachkräftemangel zu lindern. Hierbei sollten die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden.

  5. Stärkung der dualen Ausbildung: Die duale Ausbildung sollte weiter gefördert werden, um die praktische Ausbildung in den Betrieben zu stärken und die Verbindung zwischen Theorie und Praxis zu verbessern.

Fazit

Der Lehrlingsmangel in Deutschland ist ein ernstes Problem, das durch verschiedene Faktoren verursacht wird. Um die Herausforderungen zu bewältigen, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die sowohl die Attraktivität der Ausbildungsberufe als auch die Rekrutierungsstrategien der Unternehmen betreffen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen kann eine nachhaltige Lösung gefunden werden.

Für weitere Informationen und aktuelle Entwicklungen besuchen Sie die IAB-Sonderseite und bleiben Sie informiert über die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die deutsche Wirtschaft.

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Foto von Matt Walsh auf Unsplash

Citations: [1] https://www.dgb.de/fileadmin/import/Aktuelles/Pressemitteilungen/ausbildungsreport2023web72.pdf [2] https://www.iab-forum.de/iab-monitor-arbeitskraeftebedarf-1-2023/ [3] https://dserver.bundestag.de/btd/20/113/2011311.pdf [4] https://iab.de/presseinfo/der-anteil-ausbildungsberechtigter-betriebe-sinkt-auf-52-prozent/ [5] https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2023/heft/2/beitrag/arbeitslosigkeit-fachkraeftemangel-und-demografie.html [6] https://www.dki.de/fileadmin/user_upload/BDO_DKI_Studie_2023.pdf [7] https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2019/heft/2/beitrag/industriepolitik-ineffizienter-staatlicher-eingriff-oder-zukunftsweisende-option.html [8] https://www.dihk.de/resource/blob/107882/f8e2f248f04aaf10e622d5a0fcb38df9/dihk-fachkraeftereport-2023-data.pdf